- Vatikanisches Archiv
-
[v-], lateinisch Archivum Vaticanum, italienisch Archivio Segreto Vaticano [ar'kiːvi̯o-], umfangreiche, v. a. für die europäische Geschichte des 13.-16. Jahrhunderts bedeutende päpstliche Sammlung von Archivalien im Vatikan. Obwohl ein päpstliches Archiv seit der Spätantike nachzuweisen ist, haben sich zusammenhängende Bestände erst von 1198 an erhalten. Das Vatikanische Archiv im eigentlichen Sinne wurde erst von Paul V. geschaffen, der 1611-14 Archivalien der Engelsburg, der päpstlichen Behörden und der Vatikanischen Bibliothek zu einem Geheimarchiv vereinigte. Die Bestände setzten sich aus den Bullenregistern (Registra Vaticana) des 13.-16. Jahrhunderts, den Amtsbüchern der Apostolischen Kammer des 14.-15. Jahrhunderts, den Brevenregistern des 15.-16. Jahrhunderts, einzelnen Behördenregistraturen und v. a. den Akten des Staatssekretariats aus dem 16. Jahrhundert zusammen. Nachdem 1759 die Vereinigung der Verwaltung von Vatikanischem Archiv und Engelsburgarchiv hergestellt (endgültige Einverleibung 1798) und 1783 die Überführung der avignonesischen Suppliken- und Briefregister (Registra Avenionensia) abgeschlossen war, wurden die Archivbestände unter Napoleon I. nach Paris geschafft, was den Verlust der Hälfte der Bullenregister zur Folge hatte. Nach dem Rücktransport des Materials nach Rom erfolgte bald die Hinzufügung der im Lateran aufbewahrten Bullenregister (Registra Lateranensia), geschlossener Registraturen der meisten kurialen Behörden und vieler Nuntiaturen, der Akten des 1. Vatikanischen Konzils und der Hausarchive römischer Familien. Leo XIII. richtete das Vatikanische Archiv als Zentralarchiv der Kurie ein und verfügte 1881 seine Öffnung für wissenschaftliche Zwecke (Zeitgrenze bis 1878). Seit 1884 ist dem Vatikanischen Archiv die »Scuola pontificia di paleografia, diplomatica e archivistica« angegliedert.
Universal-Lexikon. 2012.